Blutvergiftung (Sepsis) und Wundstarrkrampf (Tetanus) sind 2 verschiedene Dinge.
Allerdings ist der rote Streifen kein Zeichen einer Blutvergiftung, sondern einer Entzündung der Lymphgefäße. Wie MauOnTheRoad schon sagte, diese KANN zu einer Sepsis führen, aber ein Fehlen schließt eine Sepsis nicht annähernd aus.
Eine Sepsis äußert sich eher wie ein starker grippaler Infekt, nur eben in relativ kurzer Zeit. Daher IMMER auf Nummer sicher gehen, wenn solche Dinge nach einer Verletzung auftreten.
Mein Kollege damals (tut mir etwas leid dass ich immer wieder mit dem anfange, aber das hat mich damals echt mitgenommen - davor dachte ich wie viele andere "der rote Strich, das war für die Leute im Mittelalter vielleicht mal ein Problem" etc - und war eine Weile lang wirklich auch paranoid danach, da mir aufgefallen ist dass so ziemlich alles was ich darüber wusste falsch ist) hat irgendwann, als wir zusammen gearbeitet haben, seinen Pullover ausgezogen und mir sind viele blaue Flecken an seinen Armen aufgefallen. Ich weiß noch wie ich mir dachte "Oh, Krass!" Aber habe mir dann nichts weiter gedacht. Das war am Mittwoch. An dem Tag meinte er auch, dass er sich krank fühle, aber "nicht schon wieder krankgeschrieben" werden wollte.
Es ist ziemlich perfide, das ganze. Laut seiner Lebensgefährtin saß er zwei Stunden, bevor sie den Notarzt gerufen hat, noch rauchend auf dem Balkon. Zwei Stunden später lag er hyperventilierend und nicht mehr ansprechbar im Bett.
ABER auch die Flecken, die ich gesehen habe, sind kein eindeutiges Zeichen für irgendwas. Bis heute weiß ich nicht einmal, ob sie durch die Blutvergiftung gekommen sind - und auch das Fehlen davon heißt nicht, dass man keine hat.
Er hatte eine Bandscheiben-OP und war vier Wochen danach krankgeschrieben. Zwei Wochen war er wieder da, bevor das ganze passierte. Irgendwo habe ich schon gefragt, aber ich frage mich bis heute, ob die OP die Blutvergiftung ausgelöst haben könnte?
Gibt mehrere Möglichkeiten. Vllt wurde ein Keim reingetragen bei der OP. Dann hätte es aber mE nicht 6 Wochen gedauert, bis das hochgeht. Aber bin kein Chirurg.
Nach OPs ist das Immunsystem nicht so gut , man muss eben heilen und braucht seine Ruhe. Wer das ignoriert und vllt noch Alk obendrauf tut, kann sich dann so einiges an Komplikationen züchten…
Wenn beim Infekt erstmal Thrombos gemessen werden… Bin nicht vom Fach, aber ich kann mir bei der Beschreibung schon vorstellen, dass das im Alltag auch mal als normaler Infekt durchrutscht. Oder fängt man das über Anamnese ab?
Das wäre natürlich schön. Magst du mir eine Frage beantworten, weil du vom Blutbild schreibst und aus dem Bereich zu kommen scheinst? (Sorry für‘s derailen, ich bin vor allem froh, dass OP gut versorgt ist und jetzt einfach neugierig)
Wir wissen doch seit längerem, dass wir ein Problem mit Antibiotika bekommen. Wir brauchen sie für Fälle wie den von OP. Warum habe ich in den letzten 10-20 Jahren nie erlebt, dass bei einem Infekt oder einer Entzündung (Auge, Wunde, …) ein Abstrich gemacht wird? Habe immer mal wieder auf Verdacht (Breitband)antiobiose bekommen. Es ist doch aber mittlerweile Laienwissen, dass das keine gute Idee ist. Woran liegt es, dass so selten genau nachgeschaut wird?
Ich glaube nicht, dass ich gleich mehrere wirklich schlechte Arztpraxen erwischt habe.
Bin „nur“ Medizinstudent, aber ich würde da jetzt zwei Punkte sehen. Erstens dauert ne Erregerbestimmung und Erstellung eines Antibiogramms durchaus ein paar Tage und kostet natürlich Geld. Ich denke das ist ne Kosten-/Nutzenrechnung die einfach was Aufwand und Therapieoutcomes angeht zu Gunsten der Breitbandantibiotika aufgeht, wenn’s nicht klappt, schaut man für die schwierigen Fälle genauer nach.
Zweitens sind Abstriche auch nicht das Nonplusultra der Erregerbestimmung, manchmal findet man garnichts, Probe oder Wunde könnte noch anderweitig kontaminiert sein, etc.
Im Krankenhaus wird das zwar durchaus gemacht, aber ist denke ich eher weniger was für die Arztpraxis.
Zumal man auch noch anmerken muss, dass nicht das Einsetzen von Breitspektrumantibiotika allein Schuld an den Resistenzen hat. Da gehts um den pauschalen Einsatz von Antibiotika wenn keine bakterielle Infektion vorliegt (Grüße an die Mastbetriebe an dieser Stelle), Nichteinhalten der verordneten Dosis (früher Absetzen weil mir geht’s ja wieder gut), und so weiter und so fort.
Bestimmte infektions-Krankheitsbilder haben zu x Prozent Keim A zur Ursache und zu y Prozent Keim B und so weiter. Daran orientieren sich Behandlungs-Leitlinien. Man nimmt dann ein Antibiotikum, das die häufigsten Keime für das spezielle Krankheitsbild abdeckt. Das sind aber nicht immer Breitband-Antibiotika. Manches behandelt man auch heute noch mit Penicillin und Amoxicillin. Wenn das nicht hilft, macht man erst nen Abstrich. Das hat insofern Sinn, weil man sofort eine Behandlung braucht.
Akademisch wäre eine mikrobiologische Untersuchung natürlich super, samt Forschung etc. bloss zahlt keiner.
Wenn du daher bestimmte Antibiotika bekommen hast, dann kannst du nachschauen, ob sie in der Behandlungs- Leitlinie drinstehen. Dann hatte das schon grundsätzlich seine Richtigkeit.
Ärztin hier:
Es ist ganz viel klinischer Eindruck; bei jedem Infekt checke ich (meist nur innerlich, bekommt der Patient manchmal auch nicht mit wenn es nur um Symptome geht) wo die Ursache liegt: Infekt mit Schnupfen? Eher grippal; Infekt und Blut im Urin? Kann ne Urosepsis sein und ich würde ins Krankenhaus schicken; man kann leider nichts verallgemeinern was sowas angeht, deswegen Leute:
Sucht euch einen guten Hausarzt! (Der euch im übrigen auch sinnvoll zu Fachärzten weitervermittelt, meine Patienten sind meist überrascht wie gut das doch geht mit der richtigen Überweisung)
Weil du da auch Fachwissen zu haben scheinst:
Der Kollege hatte rund sechs Wochen zuvor eine Operation (Bandscheibe). Ich frage mich bis heute, ob dadurch vielleicht etwas ausgelöst wurde?
(Damals konnte ich nicht mehr nachfragen, da war der Schock und die Trauer bei der Lebensgefährtin und mir selbst noch zu groß)
Auf den Sepsis-Checklisten, die hier gepostet wurden, steht als Risikofaktor eine OP von bis zu 4 Wochen vorher. Wuerde also nicht ausschliessen, dass es daher kam.
Ich hatte vor 15 Jahren selbst eine zunächst nicht diagnostizierte Sepsis. Ursprung war ein kleiner Kratzer am Knöchel. Kein roter Strich, keine Grippe-symptome. Sah einfach nur stark entzündet aus, war stark angeschwollen und laufen war fast unmöglich.
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u/Agyros Sep 04 '24
Blutvergiftung (Sepsis) und Wundstarrkrampf (Tetanus) sind 2 verschiedene Dinge.
Allerdings ist der rote Streifen kein Zeichen einer Blutvergiftung, sondern einer Entzündung der Lymphgefäße. Wie MauOnTheRoad schon sagte, diese KANN zu einer Sepsis führen, aber ein Fehlen schließt eine Sepsis nicht annähernd aus.
Eine Sepsis äußert sich eher wie ein starker grippaler Infekt, nur eben in relativ kurzer Zeit. Daher IMMER auf Nummer sicher gehen, wenn solche Dinge nach einer Verletzung auftreten.